S. Leeman

S. Leeman

 


Ein Schiff ohne Vorbild

Der kleine Küstendampfer ist ein reines Fantasieprodukt. Es gibt kein Vorbild. Fahren könnte das Schiff, gäbe es ein solches in der Realität, in Küstennähe und so kleinere Häfen miteinander verbinden; auch flussaufwärts wären Fahrten denkbar, zumindest so weit, wie es die Brücken zuließen.

100 Fahrgäste sollten maximal an Bord sein, eine kleine Bordküche sorgt für das leibliche Wohl. Der Dampfer führt keine eigenen Landungsstege mit, wäre also auf die Stege der Anlaufstationen angewiesen. Ich würde es Anfang des 20. Jahrhunderts datieren.

Planung der Konstruktion

Das Schiff sollte im Maßstab 1:33 gebaut werden. Bei einer angenommenen Originallänge von 40 Metern wäre das Modell etwa 1,2 Meter lang.

Der Rumpf ist meist das Schwierigste beim Schiffsmodellbau. Einen Spantenbau in Holz wollte ich nicht in Angriff nehmen. Einen vorgefertigten Rumpf aus Kunststoff mit der gewünschten Form gab es nicht.

Ich habe schließlich die Schichtbauweise gewählt. Das geht so: Das Mittelschiff besteht aus einem stabilen Sperrholzkasten. Der Boden ragt aber für die Aufnahme von Bug und Heck über den Kasten hinaus. Die Grundfläche des Kastens ist rechteckig. Die senkrechten Bordwände stören nicht, in Gegenteil. Das Heck ist ein genau angepasster Balasholzblock, ebenfalls rechteckig. Die Form wird dann durch Schnitzen herausgearbeitet. Das erfordert Schablonen und Übung.

Rumpfkonstruktion

Das Heck wurde in einem weiteren Arbeitsschnitt ausgehöhlt. Der Bug war ursprünglich auch ein Balsablock. Der Bug wurde mehr rund als spitz und erhob sich nicht über das Hauptdeckniveau. Dieser Bug verschandelte das Erscheinungsbild ganz erheblich. Der Rumpf erinnerte sehr an einen Landungssteg-Ponton.

In einem zweiten Anlauf habe ich Kunststoffplatten verwendet, und zwar solche, die sich bei Erwärmung gut verbiegen lassen. Damit konnte ich einen Bug formen. Alle Übergangsstellen wurden dann gespachtelt, geschliffen, wieder gespachtelt usw.

Das Schiff erhielt, wie alle anderen auch, ein komplett abnehmbares Deck. Die Aufbauten habe ich vorher bis in kleine Details hinein geplant. Realisiert wurden sie mit Sperrholz, Kunststoffplatten und dünnem Blech. Das Schiff hat die Dampfmaschine genau in der Schiffsmitte. Schornstein und Versorgungsleitungen gehen demnach durch den großen Passagierraum. Man müsste sich also als Passagier an dem Maschinenteil in der Mitte vorbeidrücken. Hervorheben möchte ich die Bänke. Das war viel Arbeit, die sich aber gelohnt hat.

Als Besonderheit hat das Modell ein Querstrahlruder. Das verhilft dem doch etwas schwerfällig wirkenden Schiff zu erstaunlicher Wendigkeit. Leider war das Querstrahlruder auch mehrfach Ursache starken Wassereinbruchs. Als Schwachstellen haben sich die Durchstoßstellen im Bug erwiesen.

Angetrieben wird das Schiff von einem Dekaperm-Motor, der bis 50 Watt leisten kann. Die Energie kommt aus zwei in Serie geschalteten 6-Volt-Bleiakkus, beide mit der Kapazität von 4 Amperestunden. Überhaupt: Das Schiff hat mehrere getrennte Stromkreise.

Getrennte Stromkreise sind immer vorteilhaft. Störungen in einem der Kreise werden von den intakten ferngehalten.

Mit den zwei Fahrakkus ist man bei normalem Go-and-Stop-Betrieb mindestens zwei Stunden unterwegs. Der Fahrtenregler ist auf 14 Volt ausgelegt, passt aber – auch wegen der willkommenen Überdimensionierung – hervoragend ins Konzept. Das Servo für das Ruder ist eine etwas kräftigere Ausführung.

Ursprünglich wurde das Schiff mit der Multiplex-Anlage gefahren. Aber die war inzwischen irreparabel ausgefallen (siehe Bericht zur SOUTHERN BELLE). Als Fernsteuerung kommt daher die 2,4 Gigahertz von Jamara zu Einsatz, die ich für die SOUTHERN BELLE angeschafft habe und nach wie vor verwende. Wechsle ich zwischen beiden Schiffen, muss ich nur den Empfänger tauschen.

Die S. Leeman hat das alte Typhon aus der Southern Belle erhalten. Aktiviert wird es mit einem Servoschalter.

Das Schiff ist voll illuminiert. Es hat eine vorschriftmäßige Nachtsignalisierung. Die überdachten Gänge, das Vorderdeck, das Hinterdeck, das Oberdeck und der große Passagierraum werden von entsprechenden Laternen und Lampen beleuchtet. Als Besonderheit hat der kleine Dampfer einen Suchscheinwerfer. Der ist zwar nicht drehbar, lässt sich aber über eine weiteren Servoschalter ein- und ausschalten.

Das Modell lässt sich leicht fahren. An- und Ablegemanöver sind kein Problem.

Eine weitere Besonderheit stellen die Passagiere dar. Wie ich über Menschen und Tiere im Modellbau (Schiffe, Eisenbahn) denke, habe ich an entsprechender Stelle erläutert. Um keine dreidemensionale Momentaufnahme zu erstellen, kamen nur Personen in sitzender und stehender, aber nicht in gehender oder sogar laufender Position in Frage. Die Firma Preiser hatte da ein gutes Angebot, auch im richtigen Maßstab. Hier und da habe ich zwei gleiche Personen gekauft und dann modifiziert (unterschiedliche Kleidung, Kopfbedeckung, Arme, Beine abgesägt und in anderen Positionen wieder angeklebt).

Und so akzeptiert man das Schiff, auch bei längerer Betrachtungsweise.

Hier ein kleines Video der S. Leeman im Einsatz:

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